GESCHICHTE

Die Geschichte des Priesterseminars unserer Diözese reicht einige Jahrhunderte zurück. Von den Anfängen in Ellwangen über das Karmeliterkloster zum Priesterseminar in Rottenburg.

Anfang in Ellwangen

Nach der Säkularisation in den Jahren 1802-1803 war der württembergische König Friedrich I. um ein „Landesbistum“ bemüht. In Folge dessen errichtete der König mit Datum 28. September 1812 zunächst für die Augsburger Teile des Königsreichs samt dem Gebiet der ehemaligen Fürstpropstei Ellwangen ein Generalvikariat, eine „Katholische Landesuniversität“ sowie ein Priesterseminar, je mit Sitz in Ellwangen.

Verlegung nach Rottenburg

Über die „Landesuniversität“ wurde immer wieder Kritik laut, wie dass die Ausbildung junger Geistlicher an einer Hochschule mit nur einer Fakultät „immer unvollständig und einseitig bleiben muss“. Der Regierungsantritt von König Wilhelm I. im Herbst 1816 brachte Bewegung in die Sache: am 9. April 1817 genehmigte König Wilhelm I. die Verlegung der „Universität“ Ellwangen nach Tübingen sowie des Generalvikariats und des Priesterseminars in die Nähe von Tübingen. In Tübingen wurde das Wilhelmsstift als Theologenkonvikt neugegründet, die Friedrichs-Universität Ellwangen wurde als Katholisch-Theologische Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen einverleibt, das Generalvikariat fand seinen Platz im ehemaligen Jesuitenkolleg in Rottenburg, das Priesterseminar im ehemaligen Karmeliterkloster. Der Umzug erfolgte Anfang November 1817.

Das Karmeliterkloster

Das älteste Kloster Rottenburgs erhielt durch die königliche Verfügung 1817 eine neue, in die zukunft weisende Bestimmung. Die Anfänge des Klosters liegen im 13. Jahrhundert: 1281 Grundsteinlegung zu Kirche und Konventsbau, elf Jahre später Vollendung des Baus. Das Rottenburger Kloster zählte zu den bedeutendsten süddeutschen Karmeliterklöstern; zum Konvent sollen damals 20 Mitglieder gehört haben. Im Jahre 1475 musste das zu eng und baufällig gewordene Kloster einem Neubau weichen.

In der Reformationszeit zerfiel der Konvent. Erst um 1600 war diese Krise überwunden. Die beiden Stadtbrände 1644 und 1735 zerstörten Kloster und Kirche, die in Folge wieder aufgebaut wurden.

Die zweite Blütezeit des Klosters neigte sich im ausgehenden 18. Jahrhundert ihrem Ende entgegen; 1792 zählte der Konvent nur mehr 6 Priestermönche. Das Karmeliterkloster wurde am 27. Oktober 1806 aufgehoben, die Karmeliter ausgewiesen.

  

Weitere Geschichte

Nach der Säkularisation wurde die Kirche gesperrt, die Altäre kamen teils in die Stadtpfarrkiche St. Martin, teils nach Obernau und Ergenzingen. In einer Beschreibung vom Mai 1817 heißt es: „Von den drei vorhandenen Kirchen ist die schönste die ehemalige Karmeliterkirche bei der Organisation so zerstört worden, dass sie nur mit großen Kosten wieder hergestellt werden könnte“.

1817 wurden in das Langhaus der Karmeliterkirche Wohnungen für Domgeistliche eingebaut – heute finden sich das Diözesanmuseum und die Diözesanbibliothek darin. Im Obergeschoss des früheren Altarraums wurde erst 1899 die Hauskapelle des Priesterseminars eingerichtet.